Die Anfangsidee
Dann schreib ich mir eben selbst ein Buch!
Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, aber der Gedanke, ein eigenes Buch zu schreiben, entstand mit der Frustration darüber, dass es mir nicht gelang, ein Buch zu finden, das nach meinem bescheidenen Geschmack sowohl eine packende Story mit realistischen Protagonisten als auch knisternde Erotik zusammenfügt. Entweder gab es eine spannende Story mit gefühlsarmen Sexszenen oder eine Aneinanderreihung von Sexszenen ohne gute Geschichte. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch der knackigste Salat ohne das richtige Dressing fad bleibt. Sicherlich wird es diesbezüglich gute Bücher geben, aber ich habe nichts Ansprechendes gefunden, und so lautete die für mich logische Schlussfolgerung: „Dann schreib ich mir eben selbst ein Buch!“
So reiften verschiedene Episoden in mir, und wie von allein entwickelten sich auch die dazugehörigen Charaktere. Irgendwann habe ich begonnen, zumindest in Gedanken, um diese Episoden herum eine Geschichte zu erfinden. Tja, und dann war ich süchtig. Die Story wuchs und wuchs, meistens ohne aktives Zutun, den Eindruck hatte ich zumindest. Es gab immer neue Puzzleteile, bis das Puzzle so schwer wog und so viel Platz einnahm, dass ich mich, als sich die Gelegenheit bot, hingesetzt und zu schreiben begonnen habe. Das war 2007.
Anfangs wollte es mir überhaupt nicht gelingen. Das Geschriebene las sich weder flüssig noch machte es Lust auf mehr. Außerdem hatte ich die ersten 200 Seiten im Präsens geschrieben, was mir dann aber nicht mehr gefiel, und ich musste noch einmal von vorn beginnen. Der Spaßfaktor war jedoch so hoch, dass ich immer weitergemacht und irgendwann meinen Stil gefunden habe.
Da das Leben aber ist, wie das Leben nun einmal ist, hält es tiefe Täler bereit, die es zu durchwandern gilt, Täler, die keinen Platz für Kreativität lassen. Außerdem lebe ich nicht vom Schreiben, so dass ich auch des lieben Geldes wegen immer wieder längere Pausen einlegen musste. 2011 habe ich dann die Frage „Möchten Sie die Änderung speichern?“ zum letzten Mal mit „Ja“ beantwortet.
Rückblickend muss ich gestehen, dass ich mir über die Geschichte als Ganzes, die Zusammenführung der Handlungsstränge, die Nebencharaktere und die weniger entscheidenden Ereignisse vorher keine großen Gedanken gemacht habe. Ich hatte schlichtweg Glück, dass es sich am Ende stimmig zusammenfügen ließ.
Da ich nie den Plan einer Veröffentlichung hatte, sondern, wie oben beschrieben, nur das für mich passende Buch schreiben wollte, ruhte die Geschichte wie ein Wein in meinem Laptopkeller. Erst als ich 2014 ein besonderes Geschenk für besondere Menschen suchte, habe ich mich ihrer erinnert. Kurzentschlossen habe ich mich auf die Suche nach einem Buchbinder gemacht, was sich einigermaßen schwierig gestaltete. Stand doch die Seitenzahl in keinem Verhältnis zur Anzahl der angefragten Exemplare. Ein Buchbinder fragte mich tatsächlich: „Haben Sie denn niemanden, der mit Ihnen redet, dass Sie so viel schreiben müssen? Sie Arme.“ Falsch! Ich habe mich nie wegen des Schreibens arm gefühlt. Im Gegenteil, es war ungemein bereichernd, wenn sich die Seiten wie durch Zauberhand füllten, es war ungemein befriedigend, wenn ich den Flow hatte, wenn ich nach Stunden des Tippens wieder aus der Geschichte auftauchte, meistens mitten in der Nacht, und ich dann auf Geschriebenes blickte, von dem ich keine Ahnung hatte, wie es dort hingekommen war. Das waren die Szenen und Kapitel, an denen ich auch später nicht mehr viel geändert habe. Es gab allerdings auch Sätze oder Worte, mit denen ich mich Stunden aufgehalten habe, und die ich dann trotzdem noch x-mal geändert habe. Das konnte sehr quälend sein, und oft habe ich erst an anderer Stelle weitergemacht.
Letztlich habe ich in der Buchbinderei falz + faden aus Solingen zwei Frauen gefunden, die sich von der Seitenzahl nicht oder kaum beeindrucken ließen und zudem auch noch ihr Handwerk verstanden. Sie haben mir 12 hochwertige Bücher gefertigt, die ich glücklich und auch ein bisschen stolz an die liebsten meiner Lieben verteilt habe.
Doch plötzlich bekam ich Angst vor der eigenen Courage. Was, wenn außer mir niemand die Gedanken und Gefühle meiner Protagonisten, meine Liebe zu Schottland und zur Natur verstehen oder besser noch nachempfinden konnte? War ich vielleicht größenwahnsinnig geworden, ohne es zu bemerken? Doch es war passiert, mein Baby hatte das Licht der Welt erblickt, es gab kein Zurück mehr.
Mein Büchlein wurde quer durch die Republik geschickt und ich erhielt Mails von Menschen, die ich gar nicht kannte. Menschen, die sich durchaus kritisch äußerten, aber fast alle fragten, wann sie mit der Fortsetzung rechnen könnten. Die Rekordlesezeit lag bei 7 Tagen – und wir reden immerhin von über 1100 Seiten! Ich entnahm den Mails und Gesprächen, dass es mir gelungen war, Sympathie und Antipathie herzustellen, was mich glücklich machte. Es wurde gelacht und geweint, manchen gab es zu viel Sex, andere behaupteten, durch mein Buch mehr über Sex gelernt zu haben als durch Oswald Kolle. Vielen gefiel der Schreibstil und die Aufgabe, selbst herauszufinden, mit wem man es zu tun hat.
Von allen Seiten riet man mir, die Geschichte zu veröffentlichen. „Sie ist doch schon fertig, du musst sie ja nur noch auf den Markt bringen.“ Nur noch… Es begann ein Hindernislauf mit Hürden, die mir Disziplin, Geduld und auch Geld abverlangten. Ein Lektor musste her, denn mein Anspruch lautete: wenn schon, dann so fehlerfrei wie möglich. Sicherlich gehört in jedes Buch ein Fehler, und ich freue mich auch immer, wenn ich diesen entdecke, aber so wenig wie möglich sollten es sein. Ein professionelles Cover musste gestaltet werden, wozu es eines geduldigen Grafikers bedurfte! Eine ISBN musste beantragt, ein Verkäuferkonto und eine Website eingerichtet, ein zusätzliches Bankkonto, E-Mail eröffnet werden. Usw., usw. Es war sehr anstrengend und nervenaufreibend, aber ich habe es geschafft! Unterstützt wurde und werde ich von wunderbaren, engagierten Menschen, die anscheinend mehr an mich glauben als ich selbst. An dieser Stelle DANKE EUCH ALLEN!!
Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen und Deagh dhùrachd! Alles Gute!
_ Susan G. MacNell
Comic auf dieser Seite: © Harm Bengen (www.harmbengen.de)